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Das Recht auf Home-Office – eine Idee mit Tücken

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Das niederländische Parlament hat Mitte April ein Gesetz erlassen, das ein Recht auf einen Home-Office-Arbeitsplatz ermöglicht. Klare Regelungen gewährleisten die Sicherheit bei vertraulichen Arbeiten und dass keine zusätzlichen Kosten entstehen. Nicht zuletzt muss die digitale Erreichbarkeit funktionieren, was im ländlichen Bereich nicht immer einwandfrei gegeben ist.
Was auf den ersten Blick sehr positiv klingt, kann sich für den Arbeitnehmer auch als Belastung erweisen, wenn er für diese Arbeitsweise nicht geeignet ist.

Dieses Gesetz passt sich einem Trend in Holland an, der in Deutschland sowie der Schweiz seit Jahren kontinuierlich zunimmt: Der Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung.

Home-Office der Arbeitsplatz zu Hause

Für Selbstständige wie Ärzte, Steuerberater, Architekten war es schon immer selbstverständlich, dass sie ihren Beruf von zu Hause ausgeübt haben, ebenso für den Landwirt und für viele Arten von kleineren Handwerksbetrieben vor allem auf dem Land. Diese Berufe ermöglichen alle Kontakt mit einem erweiterten Personenkreis.

Neu ist die Idee des Home-Office nicht, denn aus der Heimarbeit und mit den Möglichkeiten des PCs als Telearbeit propagiert, war die Arbeit in der eigenen Wohnung schon immer eine Alternative. Dass sich sie Telearbeit nicht durchgesetzt hatte, sollte jedoch zu denken geben.

Durch die vielfältigen technischen Möglichkeiten arbeiten neben Selbstständigen vermehrt Angestellte im Home-Office. Meist stellen sie in ihrer Mietwohnung Platz zur Verfügung bzw. richten sich ein Arbeitszimmer ein. Ein Platz für den PC und den Drucker findet sich im Allgemeinen immer. Diese Berufe können vollkommen autark ausgeübt werden, was bedeutet, dass Kontakt mit anderen Personen äußerst selten sind.

Vorteile beim Home-Office werden in erster Linie im Umweltschutz gesehen. Dabei unterscheiden sich die die Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber in einigen Punkten.

Sind die Vorteile für den Angestellten eher zeitlich, da
  • Anfahrtswegen entfallen
  • Zeit und Kosten sich verringern
  • Wetterunabhängig sind
  • Arbeitszeit frei bestimmen

 

liegen die Vorteile für Unternehmen eher auf der Kostenseite mit
  • weniger Mietkosten aufgrund kleinerer Büroflächen
  • geringeren Energiekosten ggf. auch weniger Materialverbrauch
  • motivierten und zufriedenen Mitarbeitern

 
Der Umweltaspekt bezieht sich in erster Linie auf die Entzerrung des Verkehrs. Mit der Arbeit vor allem im Internet erhöhen sich andererseits die Energiekosten weltweit.

Für das Home-Office eignen sich aufgrund der technischen Möglichkeiten kreative Berufe oder Tätigkeiten rund um Verwaltung und Internet. Berufstätige, die in so einem Modell eine Chance sehen, sollten sich dennoch auch mit den Tücken des Home-Office vertraut machen.

Perspektiven – Gefahren

Firmen wie Yahoo haben vom Home-Office Abstand genommen. Nicht die Kontrolle war ausschlaggebend, wie gerne unterstellt wird, sondern dass die besten Ideen in direkter Kommunikation entstehen. Ein Argument, das ich übrigens auch bei den Verfechtern des Co-Working gehört habe. Gerade weil sie mit unterschiedlichen Berufen zusammen seien, würden diese Gespräche inspirierend wirken.
Microsoft hingegen hat in Untersuchungen festgestellt, dass die Bindung an das Unternehmen größer sei, wenn die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, im Home-Office zu arbeiten.
Allein diese beiden großen Firmen zeigen, dass die Einstellung und Erfahrung sehr konträr sind.

Mit dem Recht auf ein Home-Office ergeben sich Verpflichtungen für den Arbeitgeber z. B.
  • Kosten für Energie, Heizung und Material
  • Bereitstellung von Equipment
  • Datenschutz
  • Betriebliche Unfallversicherung

 
Telearbeitsverträge“ listen auf, welche Pflichten und Rechte damit verbunden sind. und bieten so eine gute Grundlage für die Verträge zum Home-Office.

Die Zukunft verwaltende Tätigkeiten immer mehr ins Home-Office auszulagern, könnte aus einem Recht eine Verpflichtung machen. Kostenersparnisse für die Arbeitgeber, die keine Büroräume mehr bereitstellen müssen, könnten diesen Gedanken forcieren. Der Schreibtisch, der „überall“ stehen kann, wird in Co-Working-Places bereits verwirklicht.

Die Co-Working-Places wiederum zeigen das Dilemma: viele arbeiten nur manchmal gern allein.

Persönliche Voraussetzungen

Arbeiten im Home-Office wird oft recht rosig gesehen. Es ist selbstverständlich, dass neben Disziplin und Konsequenz eine klare Tagesstruktur mit normalen Bürozeiten notwendig ist. Ein abtrennbarer Arbeitsbereich – besser ein Arbeitszimmer – erleichtert es Grenzen zu ziehen, um Arbeit und Wohnen zu trennen.

Die Tücken machen sich erst im Laufe der Zeit bemerkbar. Die Erkenntnis, dass Sie diszipliniert sein sollen und sich gut organisieren müssen, muss umgesetzt werden. Das fällt offenbar nicht immer leicht, da in Zeitungen sowie Blogs in unregelmäßigen Abständen Artikel zum Home-Office mit entsprechenden „Tipps“ zur Bewältigung zu finden sind. Auch ich habe bereits eine ganze Artikelserie zu diesem Thema geschrieben.

Wenn Sie den Austausch mit Kollegen brauchen oder wissen, dass Ihnen die Organisation im persönlichen Bereich schwer fällt, sollten Sie sich nicht auf die Arbeit im Home-Office einlassen. Firmen sollten ihren Mitarbeitern die Gelegenheit bieten, die Arbeit im Home-Office probeweise auszuüben ggf. beratend zur Seite stehen. Am sinnvollsten scheint mir eine Kombination. Dies führt bei den Unternehmen weniger zu den gewünschten Kostensenkungen. Diese Flexibilität fördert aber sicher die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter, was dem Unternehmen wiederum zu gute kommt.

Mit der überwiegenden Bürotätigkeit nutzen besonders Frauen gern die Möglichkeit „zu Hause“ zu arbeiten. Wichtig ist, dass vor allem die Familie erkennt, dass die Tätigkeit für den Beruf Vorrang hat und nicht jemand zuhause ist, der „nebenher“ für die Wünsche der Familienmitglieder aufkommt. Das sogenannte Multitasking erweist sich besonders für Frauen als Falle.

Wird das Home-Office mehr zu einer Pflicht, sind Arbeitnehmer benachteiligt, die den Kontakt zu anderen Menschen brauchen und lieber auf „Zuruf“ arbeiten, als Arbeiten „zu Hause“ selbstständig und eigenverantwortlich zu erledigen.

Der 15. Mai 2014 fand zum fünften Mal ein Home-Office-Day statt. Angedacht war, dass ein Home-Office-Day regelmäßig stattfindet, um die Möglichkeiten dieser Arbeitsform besser kennen zu lernen. Inzwischen wurde die Initiative erweitert und nennt sich nun „Work-Smart-Initiative“. Unternehmen sollen unterstützt werden, flexiblere Arbeitsformen zu finden.

Flexible Arbeitsformen

Das Für und Wider für die Arbeit ausschließlich im Home-Office zeigt, dass weitere Lösungen notwendig sind, die die Arbeitsatmosphäre und die Arbeitsleistung verbessern, um für alle Beteiligten eine gewinnbringende Situation zu schaffen.
Die Wünsche von Arbeitnehmern und Arbeitgebern liegen hier nicht weit auseinander. Zumal flexible Arbeitsplätze schon geraume Zeit praktiziert werden.

  • Gleitzeit mit flexiblen Anfangs- und Endzeiten sowie einer Kernzeit mit Anwesenheitspflicht
  • Arbeitszeitkonto mit einer festgelegten Stundenzahl im Monat, Quartal oder für das gesamte Jahr. Dies ermöglicht Überstunden in besonders arbeitsintensiven Phasen und Freizeit in ruhigeren Arbeitsphasen
  • Kombination Home-Office und Betrieb, wo nach Vereinbarung Tätigkeiten am Arbeitsplatz oder zu Hause erledigt werden.

 
Flexible Arbeitszeitmodelle ermöglichen zumindest im Moment, dass vielfach die betrieblichen Voraussetzungen für einen Schwerpunkt „Home-Office“ fehlen und in technische Abhängigkeit führen:

  • arbeitsplatzunabhängige Datenverfügbarkeit über Intranet oder Cloud
  • Software für Anwendung in der Cloud oder im Intranet
  • Digitalisierung aller Vorgänge im Unternehmensablauf, damit von jedem Mitarbeiter jederzeit von jedem Standort aus drauf zugegriffen werden kann

 

Mit der Verwirklichung dieser Punkte ergeben sich teilweise neue Probleme:
  • Die Datenverfügbarkeit kann durch Stromausfälle oder Netzausfälle bei den Servern, in denen die Daten gespeichert sind, völlig zum Stillstand kommen. Nicht jedes ausgefallene Netz kann über Satellit ausgeglichen werden.
  • Büroorganisation bekommt mit einer Digitalisierung aller Firmendaten einen völlig neuen Stellenwert. Vor allem müssen Mitarbeiter bereit sein, dass ihre Arbeitsschritte jederzeit nachvollziehbar sind. Ein Preis, den nicht alle zahlen wollen.
  • Mit einer permanenten Datenverfügbarkeit leidet die Datensicherheit. Dass die Versprechen Datensicherheit auf allen Servern einer Cloud Wunschdenken sind, zeigen nicht nur Hackerangriffe auf Firmennetze wie Sony, sondern leider, wie sich gerade in Deutschland zeigt, eine immer dreistere Wirtschaftsspionage.

 
Die Digitalisierung, das Internet und die ständige Erreichbarkeit eröffnen neue Perspektiven für Arbeitsmodelle. Es liegt wohl im Ermessen der einzelnen Firmen, welche Lösungen für sie praktikabel sind.

Für Solo-Selbstständige ist ein Home-Office unumgänglich. Wem die das Arbeiten allein schwer fällt, kann dies durch Arbeit beim Kunden verringern oder Co-Working-Spaces in der Nähe suchen. Zudem können Kontakte mit anderen Selbstständigen helfen Schwierigkeiten zu überwinden.

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