Der Mensch ist keine Maschine – und das soll so bleiben. Dennoch gibt es immer wieder Überlegungen, wie manche Tätigkeiten des Menschen durch Roboter ersetzt werden können. Ist das bei Routinevorgängen z. B. in der Fertigung durchaus sinnvoll, scheint mir der Gedanke eines Roboters im Büro doch etwas kurz gesprungen.
Interessant ist, dass das Thema in schöner Regelmäßigkeit immer wieder auftaucht. Für mich sieht es fast so aus, als ob der „moderne“ Arbeitnehmer auf die automatisierte Zukunft vorbereitet werden soll.
Kollege Roboter im Büro?
Im Büro gibt es eine Menge von Routinen zu erledigen. Doch hier helfen bereits ausgefeilte Softwareprogramme. Manch ein Mitarbeiter hat jetzt schon das Gefühl, nur noch Maschine und nicht mehr Mensch zu sein. Tempo bestimmt den Arbeitsablauf.
Natürlich bringt die Automatisierung von Arbeitsprozessen Arbeitserleichterung.
- Im Automobilbau wird die Hauptfertigung Maschinen überlassen und die Endfertigung erfolgt in eingespielten Teams.
- Für die Buchhaltung helfen spezifische Programme. Das gilt auch für die Kalkulation und andere Sachbereiche in der Verwaltung.
- Ein Spracherkennungsprogramm übernimmt die Texte aus dem Diktaphon.
- Beim Telefon kommt ein Sprachcomputer.
Ich muss jedes Mal tief durchatmen, wenn es anfängt: „Wenn Sie eine technische Frage haben, wählen Sie die Eins. Wollen Sie einen Servicemitarbeiter sprechen, wählen Sie die Zwei …“ Es nervt, mich jedenfalls.
Der Service bleibt auf der Strecke, der Kunde ist verärgert und sucht sich möglicherweise ein anderes Unternehmen.
In den genannten Beispielen werden Tätigkeiten eingespart und damit Personal. Dieses Personal kann oft keine neue Aufgaben übernehmen und ist damit dem Arbeitsprozess weitgehend entzogen. Das verfügbare Einkommen verringert sich entsprechend. Die Gewinnmaximierung von Unternehmen geht damit zu Lasten der Allgemeinheit, die für immer mehr Arbeitslose aufkommen soll.
Die Robotertechnik übt schon lange eine gewisse Faszination aus. Roboter aus diversen amerikanischen Spielfilmen können einem sogar richtig ans Herz wachsen. Dass Roboter sehr leistungsfähig sein können, zeigte der Globetrotter unter den Robotern, der trampende Roboter Hitchbot. Genau diese scheinbar menschlichen Eigenschaften verunsichern manchen Arbeitnehmer und an dem „Ersatzmenschen“ wird wohl nach wie vor gebastelt, denn Roboter werden auch optisch am menschlichen Körperbau ausgerichtet. Dabei hat Goethe in seinem Faust schon vor einem „Humunculus“ gewarnt. Die Idee ist also nicht so neu.
Sogar dieser etwas schematische Roboter in diesem Clip deutet Höflichkeit an.
Alles, was über Software bearbeitet werden soll, setzt eine gut durchdachte straffe Organisation voraus. Das ist bereits ein Grund, warum so oft bereits DM-Systeme zur Digitalisierung der Verwaltung scheitern.
Es ist zum einen die Sorge um den Arbeitsplatz, zum anderen das Gefühl der ständigen Kontrolle.
Nicht zu guter Letzt würde eine gut durchdachte Organisation auch beim Personal eine höhere Arbeitsleistung erbringen, ähnlich wie womöglich die Leistung eines Roboters.
Faktoren, dass Menschen eine wichtige Rolle in Arbeitsprozessen erfüllen bzw. Software nur bedingt programmierbar ist, werden offenbar nicht wahrgenommen.
Diese fallen unter das weite Feld der Kreativität und sind für einen motivierten Mitarbeiter selbstverständlich.
- Lösungen für Probleme selbstständig finden
- Erfahrungen nutzen, um sie neu zu kombinieren
- bestehende Abläufe / Prozesse verändern bzw. gestalten
- neue Ideen einbringen
- Fehler erkennen und selbstständig beheben
Nicht zuletzt leidet der Service unter einer Verwaltung, die überwiegend digitalisiert ist. E-Mail-Kontakte, Sprachcomputer und vor allem fehlender persönlicher Kontakt bei Wünschen verärgern Kunden oder führen zu Missverständnissen. Wer kann, wird sich einen neuen Lieferanten oder Dienstleister suchen.
Wie geht es Ihnen denn, wenn schon bei einem Anruf über die Bandansage ertönt: „Wenn Sie eine Rechnung reklamieren wollen, drücken sie die Eins …“
Der Mensch handelt selbstständig, ein Roboter erfüllt die Aufgaben, für die er programmiert ist. Ein Roboter, der Tätigkeiten im Büro übernehmen kann, die noch nicht durch Software abgedeckt sind, muss entsprechend den Gegebenheiten im Verwaltungsablauf programmiert sein.
Um Roboter und das gilt auch für DMS einsetzen zu können, muss die gesamte Organisation angepasst werden. Je straffer die Organisation ist, desto leichter lassen sich Routinen schaffen, für die dann aber gut programmierte Software im allgemeinen ausreicht.
Beim Roboter wird in der Verwaltung zunächst an folgende Bereiche gedacht:
- Prüfen von Lieferscheinen
- Bestelllisten abhaken
- Rechnungen schreiben
Andererseits ist ein Roboter auch nur so gut wie die Software, die für ihn programmiert ist.
Der Roboter – eine softwaregesteuerte Maschine zur Arbeitserleichterung
Software und Roboter dienen als Arbeitserleichterung. Dabei ist der Roboter nichts anderes als eine „optische Erscheinungsform“ von handelnder Software. Ein Roboter lässt sich zunächst leicht bauen wie diese Anleitung zeigt. Anschließend kann er entsprechend programmiert werden.
Im Grunde ist er eine mit Software ferngesteuerte Maschine, der gerne menschliches Aussehen verpasst wird. Kommen wie in den „Star Wars“ auch noch menschliche Eigenschaften dazu, wird der Arbeitnehmer verunsichert und dem Management geht die Phantasie durch. Die Wenigsten wissen wahrscheinlich, dass in dem Roboter „C3p0″ in „Star Wars“ ein Mensch steckte. Damit sind Roboter nichts anderes als technische Geräte mit Software und entsprechend anfällig.
Das betrifft
- Fehler, die sogenannten bugs
- Hacker, die Software manipulieren oder Daten abgreifen.
- Viren, die die Software zerstören bzw. unbenutzbar machen
Dazu kommen grundsätzliche Probleme wie bei allen Maschinen.
Wenn ich mir zudem die „Geschwindigkeit“ des Roboters im oben gezeigten Clip ansehe, verstehe ich, dass Toyota wieder Abstand nimmt, Roboter für menschliche Arbeit einzusetzen. Dass Roboter durchaus wertvolle Dienste erbringen, zeigt der Einsatz in den zerstörten Reaktoren von Fukushima, in die bisher kein Mensch vordringen konnte. Für Bürotätigkeit, auch wenn sie teilweise unter Routine fällt, ist selbstständiges Denken und manchmal schnelles Handeln erforderlich.
Es geht um Personalkosten, denn ein Roboter braucht keinen Urlaub und ist nie krank. Nur jede Technik kann kaputt gehen (Ausfall durch „Krankheit“) oder muss zumindest regelmäßig gewartet werden („Personalkosten“). So ein Roboter kostet heute zwischen 19.000 und 23.000 Dollar. Dazu kommt die Wartung und die Anpassung der Software an neue Vorgänge, was mit entsprechenden Kosten verbunden ist.
Verdeckte Kosten durch hohe Netzkapazität
Alle Aufgaben, die digital erfasst und damit auch gespeichert werden, erfordern eine immer größere Netzkapazität. Netzbetreiber freuen sich, sehen sie schon eine Art „industrielles Internet“.
Die Cloud soll es richten, ein Server irgendwo in Europa oder Amerika. Abgesehen davon, dass aufgrund der aktiven Spionagetätigkeiten und der damit verbundenen Wirtschaftsspionage weltweit, dem Speichern von Daten in der Cloud immer Skepsis entgegengebracht wird, werden immense Speicherkapazitäten benötigt.
Neben dem damit verbundenen konstant steigenden Energieverbrauch werden Tonnen von CO2 in die Luft gejagt, wie das Handelsblatt erst letzten Herbst schrieb. Es zeigt sich wieder, nicht alles, was technisch machbar ist, ist unbedingt erstrebenswert und sollte die entstehenden Folgen berücksichtigen.
Bei den Robotern bedeutet das auf alle Fälle:
- Einbußen von Arbeitsplätzen
- Klimakiller aufgrund steigenden Energieverbrauchs
Einsparung bei den Personalkosten ist das beliebte Mantra. Weiter wird nicht gedacht. So hat die Studie mit dem Titel „Die Zukunft der Beschäftigung: Wie anfällig sind Berufe gegenüber der Computerisierung?“ der beiden Wissenschaftler der Oxford University, Carl Benedikt Frey und Michael Osborne, u. a. herausgefunden, dass „durch die Fortschritte in der Informatik und Robotertechnik in den kommenden ein bis zwei Jahrzehnten die Arbeitslosigkeit steigen könnte.“
TISA – die Privatisierung der Arbeit
Vielleicht sollte man gar nicht den Mitarbeiter ersetzen, sondern den Chef
Denn die Arbeitsprozesse leben von den Mitarbeitern. Diese benötigen die Wertschätzung der Leistung und Qualität ihrer Arbeit und steigern den Unternehmenswert.
In Kombination mit Bestrebungen den Acht-Stunden-Tag abzuschaffen, mehr Arbeitsplätze ins Home-Office zu verlagern und einer fortschreitenden Digitalisierung von Arbeitsprozessen sowie Privatisierungsbestrebungen von Dienstleistungen bei Behörden, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Wohl der Arbeitnehmer im Vordergrund steht.
Für mich sind das Vorboten von TISA, das im Schlepptau von TTIP kommt. Die Privatisierung von Dienstleistung steht hier im Vordergrund. Und wie immer bei Privatisierung dürfte es um Gewinnmaximierung gehen.
Wenn immer mehr automatisiert wird, per Roboter erledigt wird und die Kommunikation zwischen den Menschen so gut wie nicht mehr stattfinden kann, kostet das wie oben aufgezeigt Arbeitsplätze. So stelle ich mir ganz zum Schluss die Frage: Wer soll dann noch Waren und Dienstleistungen kaufen, wenn immer weniger Einkommen vorhanden ist?
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